Der spanische Fußball steht aktuell im Zentrum einer hitzigen Debatte, in der sich insbesondere FC Barcelona vehement gegen den aktuellen Spielplan ausspricht. Der Klub reichte kürzlich offiziell Beschwerde ein, da die Termine und Startzeiten der Spiele für die erste Mannschaft den Anforderungen eines ausbalancierten Wettbewerbs offensichtlich nicht gerecht werden. Die Kritik richtet sich nicht nur gegen den kurzfristigen Wechsel einzelner Spieltage, sondern auch gegen systemisch ungünstige Planungen, die nach Ansicht der Verantwortlichen die Spieler unnötig verausgaben. In einem Umfeld, in dem FC Barcelona nämlich nicht nur in der heimischen Liga, sondern gleichzeitig in mehreren europäischen Wettbewerben um Titel kämpft, wird der überfüllte Kalender zu einer echten Belastungsprobe.
Der Unmut an der Seite der Katalanen hat bereits einen langen Vorlauf: Schon in der vergangenen Saison hatte FC Barcelona Einwände gegen ähnliche Planungsprobleme erhoben. Die jüngste Beschwerde greift jedoch einen deutlich brisanteren Punkt auf, denn sie wird zum offiziellen Protest gegen eine Liga, die nach Auffassung des Klubs die Bedürfnisse der Clubs, die in mehreren Wettbewerben aktiv sind, systematisch ignoriert. Damit positionieren sich die Verantwortlichen der Mannschaft klar gegen eine Politik, die auf Kosten der Spielqualität und der körperlichen Verfassung der Athleten geht.
Die Kritik an der Terminplanung fand ihren konkreten Ausdruck, als die Primera División – unter Berufung auf taktische Erleichterungen im Spielbetrieb – kurzfristig einen wichtigen Spieltermin verlegte. So wurde beispielsweise das Duell gegen Valladolid, das ursprünglich für den 4. Mai angesetzt war, bereits auf den 3. Mai vorverlegt. Diese Entscheidung sollte zwar den notwendigen Erholungsspielraum vor dem anstehenden Duell mit Inter Mailand gewährleisten, führt jedoch zu Unmut, da der ohnehin schon eng getaktete Kalender noch weiter geschmälert wird. Trainer Hansi Flick, der in den Tagen vor der offiziellen Beschwerde bereits scharf die Planung kritisierte, fragte öffentlich, warum es nicht möglich sei, einen Spieltermin auf 18:00 Uhr am Samstag zu legen, anstatt der ungewöhnlichen und sportlich kaum vertretbaren Uhrzeit um 14:00 Uhr am Sonntag. Flick brachte damit die Problematik auf den Punkt und machte deutlich, dass nicht nur die Anzahl der Spiele, sondern vor allem die Erholungsphasen für die Spieler ein entscheidender Faktor sind.
Die Situation wird dadurch zusätzlich erschwert, dass auch andere namhafte Vereine wie Real Madrid und Inter Mailand bereits ihre Stimme gegen den aktuellen Zeitplan erhoben haben. Real Madrid beklagte etwa, dass 72 Stunden Erholungszeit nicht stets gewährleistet seien, während Inter Mailand in einem vergleichbar dichten Match-Fahrplan steckt. Der zunehmende Teufelskreis aus Verschiebungen und kurzfristigen Entscheidungen führt somit zu einer allgemeinen Überlastung der Spieler, die sich bereits in einem mittlerweile schonungslosen Wettkampfbetrieb befinden.
Ein tiefer Blick in die aktuellen Belastungspläne der Clubs zeigt, dass sich vor allem die Entscheidungsträger der Liga nicht um die körperlichen und mentalen Bedürfnisse der Spieler kümmern. Zwischen dem 27. März und dem 15. April bestreitet FC Barcelona sieben Spiele in nur 457 Stunden, ein Rekord, der längst nicht als sportlich vernünftig bezeichnet werden kann. Diese Zeitspanne, die zuvor bereits in der Saison 2016/17 mit nahezu identischer Spieldichte erlebt wurde, endete damals in einer vernichtenden Niederlage, die dem Klub den weiteren Erfolg im europäischen Wettbewerb fast unmöglich machte. Vergleichbare Eskapaden finden sich auch bei anderen Top-Clubs, welche aufgrund der dichten Spielpläne nicht in der Lage sind, die nötigen Ruhephasen einzuhalten.
Die Problematik zeigt sich eindrucksvoll in einer Liste von Aspekten, die den überladenen Kalender charakterisieren:
Diese Faktoren führen nicht nur zu sportlichen Einbußen, sondern beeinträchtigen auch langfristig die Karriere und Gesundheit der Profistars. Es stellt sich die Frage, inwieweit eine derartige Belastung auch im internationalen Wettbewerb zu wiederholten Misserfolgen führen könnte.
Auch wenn der offene Dissens von Vereinen wie FC Barcelona, Real Madrid und Inter Mailand derzeit die Schlagzeilen dominiert, ist das Verbesserungsmanagement bislang schleppend. UEFA-Präsident Alexander Ceferin hatte bereits im vergangenen Oktober auf die Überlastung des internationalen Kalenders hingewiesen und betonte, dass insbesondere finanzstarke Klubs mit Top-Spielern klagen. Gleichzeitig mahnt Javier Tebas, der Leiter der Primera División, die Proteste als überzogen ab, indem er auf die nahezu unmöglichen Bedingungen in anderen Sportarten verweist, beispielsweise in der NBA, wo die Spiele nahezu täglich stattfinden. Einen Vergleich dieser Art zu ziehen, empfindet jedoch nur, wer die enormen physischen Anforderungen im europäischen Fußball kennt.
Die Debatte ist somit noch lange nicht abgeschlossen. Während die offizielle Kritik der Katalanen auf breite Zustimmung bei jenen stößt, die tägliche Belastungen im Profifußball kennen, bleibt abzuwarten, ob die Verantwortlichen im spanischen und europäischen Fußball kurzfristig noch Reaktionen zeigen oder ob der Status quo als unvermeidlicher Teil eines mittlerweile zu rigid getakteten Kalenders hingenommen werden muss. Experten warnen davor, dass eine weitere Zuspitzung der Lage nicht nur den sportlichen Wettbewerb beeinträchtigen, sondern auch das öffentliche Interesse an einem einst so dynamischen Wettbewerb gefährden könnte.
Abschließend zeigt sich, dass hinter den Schlagzeilen weit mehr steckt als nur Produktivitäts- oder Planungsschwierigkeiten. Es handelt sich um eine grundlegende Frage, wie der moderne Fußball unter extremen Belastungen bestehen kann, ohne dass langfristig die Spielqualität und die Gesundheit der Spieler auf der Strecke bleiben. Die kommenden Wochen und Monate werden zeigen, ob ein Umdenken in der Planung Einzug in den Betrieb der Fußballligen findet oder ob die Vereine weiterhin als Opfer eines übermächtigen Kalenders gelten müssen.